FAMILYLIFE
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… kennt jeder. Wikipedia definiert es so: (nach den Weihnachtsfeiertagen und Silvester) im Januar auftretende Periode, in der eine markante Verringerung der allgemeinen (besonders geschäftlichen, politischen, kulturellen) Betriebsamkeit und Stimmung auftritt (die sich unter anderem in einer reduzierten Kaufbereitschaft bemerkbar macht). Kurz vor Weihnachten über das Januarloch zu schreiben, ist natürlich unpassend. Ich tue es trotzdem.

Eine meiner Töchter schreibt jedes Jahr zu Silvester einen Brief an sich selbst. Sie gibt ihn mir zur Aufbewahrung und holt ihn am nächsten Silvester bei mir ab. In diesem Brief schreibt sie über ihre Hoffnungen und Pläne für das kommende Jahr und wie sie ihre persönliche Entwicklung sieht. Mit diesem Brief im Hinterkopf beginnt sie das neue Jahr fokussiert und motiviert. Das Januarloch kennt sie nicht, Betriebsamkeit und Stimmung sind gut.

Aber der Rest unserer Familie ist – vielleicht weil wir uns selbst keine Briefe schreiben – anfälliger dafür. Für die Kinder ist es sehr anstrengend, wenn sie wieder in die Schule und den normalen Alltag zurückfinden müssen. Die Betriebsamkeit nimmt zwar zu, aber die Stimmung ist oft genau umgekehrt. Das frühe Aufstehen, die Anforderungen in der Schule, der erste Besuch beim Kieferorthopäden und all die kleineren oder größeren To-dos – dieser Übergang ist hart. 

Meine Erfahrung ist, wenn wir uns als Familie am Jahresende die Zeit nehmen, zurück und nach vorne zu schauen, dann fällt uns der Neuanfang leichter. Wir sind bekanntlich keine Familie mit ausgeklügelten, regelmäßigen Ritualen oder Andachtszeiten. Im Moment haben wir einen wöchentlichen Fixpunkt, der sich irgendwann im Herbst so ergeben hat. Am Sonntagabend sind alle Kinder zum Abendessen zuhause. Einen solchen Abend werden wir nutzen, um über den Start in den Alltag im Januar zu sprechen. Die Fragen, die wir stellen, sind einfach. Die erste Frage dreht sich um Ziele und Pläne: “Was möchtest du in den ersten Wochen des Jahres tun oder erreichen?” Ein einfaches Beispiel hilft den Kindern zu verstehen, wie das aussehen könnte. Bei der zweiten Frage geht es um Grenzen: “Was hilft dir, dich sicher, wohl und konzentriert zu fühlen?“ Ein Beispiel, mit dem sich unsere Jüngste identifizieren kann, wäre: “Wenn du deinen Freunden sagst, dass du Ruhe brauchst, um deine Hausaufgaben  zu machen (und nicht mit ihnen telefonieren, chatten etc. kannst).” Das Gespräch sollte positiv sein und (Vor-)Freude wecken.  

Wenn wir uns darauf konzentrieren, Ziele und Grenzen klar, erreichbar und anpassbar zu machen, fühlen sich die Kinder in der Lage, Ziele zu formulieren und zu erreichen.

Ich weiß natürlich nicht, was die Januar-Realität dann mit unseren Plänen und Grenzen machen wird. Vielleicht müssen Ziele geändert oder angepasst werden, besonders wenn sie zu groß oder nicht so wichtig sind wie andere Dinge. Es ist in Ordnung, Änderungen vorzunehmen. Grenzen können auch angepasst werden. Wenn das Kind das Gefühl hat, dass etwas zu streng oder nicht streng genug ist, sprechen wir darüber und die Ziele und Grenzen werden angepasst. Mit meiner Jüngsten werde ich darüber in unserem Notizbuch im Gespräch bleiben.

Wenn wir uns darauf konzentrieren, Ziele und Grenzen klar, erreichbar und anpassbar zu machen, fühlen sich die Kinder in der Lage, Ziele zu formulieren und zu erreichen. Das wiederum stärkt ihr Gefühl von Kontrolle und Verantwortung. Und ehe wir uns versehen, sind der Januar und das Januarloch Geschichte.

 

Kennt ihr das Familien-Januarloch?
Wie schafft ihr den Übergang von den Feiertagen in den Alltag?
Was hilft euch dabei?

 

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