Nils und Natalie haben in ihrem gemeinsamen Schlafzimmer einen Arbeitsplatz. Das stört Natalie. «Wir könnten unser Homeoffice stattdessen im Gästezimmer einrichten», schlägt sie ihrem Mann Nils vor.
Nils entgegnet: «Ja, aber dort haben wir nicht genug Platz für unsere Dokumente.»
Natalie: «Dann mach doch du einen Vorschlag, wie wir das machen sollen.»
Nils: «Wieso muss immer ich mich um diese Dinge kümmern?»
Kürzlich haben meine Frau und ich einen Elternkurs besucht. In diesem Kurs habe ich etwas gelernt, dass ich seither beinahe täglich anwende. Diese Erkenntnis ist so einfach, dass sie fast schon banal klingt. Sie lautet: Unsere Wortwahl ist entscheidend.
Ich kann meinen Kindern sagen: «Wenn ihr jetzt nicht eure Zähne putzt, gibt es keine Gutenachtgeschichte.» Oder ich sage: «Sobald ihr eure Zähne geputzt habt, beginnen wir mit der Gutenachtgeschichte.» Inhaltlich meine ich mit beiden Aussagen ungefähr das Gleiche. Aber ich sage es anders. Und das macht für meine Kinder offenbar einen so großen Unterschied, dass sie bei meiner ersten Ansage regelmäßig nicht kooperieren, bei der zweiten jedoch schon. Die Art, wie ich etwas sage, verändert alles. Das gilt in der Erziehung genauso wie im Geschäftsalltag und in Paarbeziehungen.
Es gibt einen einfachen Wortwahl-Kniff, den Nils im eingangs erwähnten Beispiel hätte anwenden können: «Ja, und» statt «Ja, aber». Nils wollte mit seinem «Ja, aber» Natalie zustimmen und ergänzen, dass sie für die Dokumente auch noch einen Platz suchen müssen. Natalie hört bei einem «Ja, aber» hingegen, dass sie zwar gehört wurde, aber falsch liegt. Sie steht jetzt unter Rechtfertigungsdruck und wird sich verteidigen oder zum Gegenangriff übergehen.
Wenn wir das «aber» durch ein «und» austauschen, können wir das Gleiche auf eine viel verträglichere Art sagen. Mit einem «aber» setzen wir unseren Standpunkt dem Standpunkt des Gegenübers entgegen. Mit einem «und» verbinden wir unsere beiden Standpunkte. Wir kommunizieren auf Augenhöhe und geben zu verstehen, dass beide Standpunkte nebeneinander existieren können.
Das Gespräch wäre wohl fundamental anders verlaufen, wenn Nils sein «aber» durch ein «und» ersetzt hätte: «Ja, und wir sollten uns auch Gedanken machen, wo wir unsere Dokumente verstauen.» So wäre Natalie nicht zum Gegenangriff übergegangen und sie hätten gemeinsam eine für beide passende Lösung finden können. Ein einziges kleines Wörtchen kann alles verändern.
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NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:
Bitte dein Gegenüber, dich beim Wechsel vom «aber» zum «und» zu unterstützen und dir ein Zeichen zu geben, wenn du «aber» statt «und» gesagt hast.