…liegt (nicht) auf dem Rücken der Pferde. Diesem Satz (ohne Klammer) würde meine Jüngste vorbehaltlos zustimmen, während ihre Begeisterung für Pferde bei mir eine gewisse Ratlosigkeit auslöst. Meine Glücksmomente – das waren kürzlich ein spätsommerliches Schwimmen in der Badi, ein Sonnenuntergang auf den Jurahöhen, oder als ich mich nach zwei Krankheitstagen wieder richtig gut fühlte.
Aber mehr als mein eigenes Streben nach Glück beschäftigt mich momentan, wie wir unsere Kinder und Jugendlichen dabei unterstützen können, glückliche Erwachsene zu werden. Mit Glück meine ich hier nicht eine endlose Aneinanderreihung von Glücksmomenten, sondern ein von äußeren Umständen unabhängiges hohes Level an Wohlbefinden.
“Mehr Kinder in psychischer Not als 2020” titelte SRF im Dezember 2021. Gemäss Fachleuten haben Hoffnungslosigkeit, Depression, Angst und Panik unter Kindern und Jugendlichen in den Jahren der Pandemie zugenommen. Nun erlebt Europa in unmittelbarer Nachbarschaft einen Krieg und aktuell besorgte Diskussionen um Energieknappheit, steigende Preise und den Klimawandel. Das macht etwas mit dem Lebensgefühl von uns allen.
“Geht das jetzt immer so weiter?” fragten mich letzte Woche zwei meiner Kinder. Ich weiss es nicht. Tatsache ist, dass die aktuellen Herausforderungen auf jüngere und ältere Menschen treffen, die an relativen Wohlstand und Sicherheit gewohnt sind. Zudem meinen viele Menschen, dass zu einem glücklichen Leben Erfolg und Wohlstand gehören.
Was können wir als Eltern tun, damit unsere Kinder später unabhängig von äußeren Umständen glücklich sein können? Fakt ist, dass Erfolg und Wohlstand für das eigene Glück keine so große Rolle spielen, wie wir vielleicht annehmen. Wenn wir uns nämlich Erwachsene anschauen, die ein hohes Level an Wohlbefinden haben, fallen drei Dinge auf:
Das macht Sinn. Aber richtig spannend und überraschend wird die Geschichte erst, wenn man untersucht, was diese Erwachsenen als Kinder und Jugendliche auszeichnete (Backward Engineering). Respektive, was ihnen vermittelt wurde und sie sich in der Folge zu eigen machten. Sie lernten, gewissenhaft und pflichtbewusst zu sein. Sie lernten, rücksichtsvoll zu sein. Und sie lernten, das Richtige zu tun, auch wenn ihnen niemand zuschaute. Das half ihnen, als Erwachsene die drei Dinge aufzubauen, die einen so großen Unterschied für das Wohlbefinden machen.
In diesen Studienergebnissen ist für mich eine gewisse Spannung drin. Pflichtbewusstsein tönt nach dem letzten Jahrhundert und nach “no fun”. Auf andere Rücksicht zu nehmen, ist nicht in. Einige von uns triggern sie, weil wir genau in diese Richtung übertrieben und uns selbst vor lauter Pflichtbewusstsein und Rücksichtnahme aus den Augen verloren haben. Von Wohlbefinden kann dann keine Rede mehr sein.
Diese Spannung lässt sich mit folgender Überlegung auflösen: Es geht wohl nicht darum, was wir machen, sondern viel mehr darum, woher unsere Motivation kommt. Diese kommt bei Menschen mit einem hohen Level an Wohlbefinden von innen (intrinsisch). Wer nicht von äußeren Faktoren abhängig ist, erlebt Glücksmomente und kann genießen. Wenn wir also möchten, dass unsere Kinder später glücklich sind, dann sollten wir ihnen dabei helfen, heute gute Menschen zu sein.
“Es ist nicht möglich, heute einen Blick in die Zukunft zu werfen und treffsicher die richtigen Erziehungsmaßnahmen zu ergreifen. Doch wir Eltern dürfen vertrauen, dass sich – mit der richtigen Herzenshaltung – vieles bewähren wird. Hilfreich ist, wenn Eltern ihre Werte und Überzeugungen kennen und diese vor allem selbst vorleben.“ (Urs Wolf)
Dieser Satz aus dem letzten Blog entspannt und motiviert gleichzeitig, um weiter in die Beziehung zu unseren Kindern und in ihr Leben zu investieren, damit sie später glücklich sein können.
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