Beim Durchblättern der Gratiszeitung bleibt mein Blick an Deborah hängen. Sie ist heute „Single des Tages“. Im Text unter dem Bild erfahre ich, dass sie 1,60 Meter groß ist, in der Pflege arbeitet und nicht ohne Essen, Party und ihre Freunde leben kann. Ihre Freunde sagen über sie, dass sie nett und freundlich sei. Deborah sieht Liebe als ein großes Geschenk.
Das sind ja soweit gute Voraussetzungen, um ihren Traummann zu finden und mit ihm eine glückliche, langjährige Beziehung zu starten. Wäre da nur nicht dieser Titel, der mir so gar nicht gefallen will. Er lautet: „Deborah sucht … einen Mann, der mich sehr glücklich macht.“
Aber mal abgesehen vom kleinen sprachlichen Holperer, was stört mich eigentlich an dieser Überschrift? Ich glaube, es ist die Vorstellung, dass das Gegenüber einen glücklich machen kann oder sogar glücklich machen soll. Diese Vorstellung ist so verkehrt, dass ich Deborahs zukünftiger Beziehung schlechte Chancen gebe, sollte sich ihr Anspruch an eine Beziehung nicht verändern.
Ich bin überzeugt: Wer ohne Partner unglücklich ist, wird auch mit Partner nicht glücklich. Die Probleme und den ganzen Ballast, den wir als Einzelpersonen mit uns tragen, werden wir in unsere Beziehung mitnehmen.
Das gilt nicht nur für Singles auf der Suche, sondern auch für gestandene Eheleute. Diese sind in Gefahr, eigene Bedürfnisse und Probleme zu ignorieren und sie im Paar- oder Familienalltag untergehen zu lassen. Sie hoffen unbewusst darauf, dass das Gegenüber schon dafür sorgt, dass es ihnen auch weiterhin gut gehen wird. Das kann zu einer auf die Dauer ungesunden Abhängigkeit von der Partnerin oder dem Partner führen.
Der Titel eines Bestsellers von Eva-Maria Zurhorst lautet: „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest.“ Auch wenn diese Aussage etwas überspitzt ist, enthält sie wohl mehr als nur ein Körnchen Wahrheit.
NEXT LEVEL FÜR MEINE BEZIEHUNG:
In welchen Lebensbereichen stehst du in Gefahr, dein Glück zu stark von deinem Gegenüber abhängig zu machen?