Dieses Jahr wollten wir es anders machen. Statt wie in den vergangenen Jahren einen Adventskalender für die Kids vorzubereiten, sollte es diesmal etwas Besonderes sein: Konzertkarten für das erste Konzert eines rappenden Rhinozeros Ende November. Unsere Jungs lieben seine Songs und ehrlich gesagt gefallen sie sogar mir. Unsere Vorfreude war groß und voller Enthusiasmus erzählten wir den Kids, was sie Großartiges erwartet. Die Reaktion war dann doch etwas unerwartet. Freude und Jubel auf der einen Seite, Tränen auf der anderen. Damit hatte ich zugegebenermaßen nicht gerechnet. Also nahm ich mir einen Moment, um nachzufragen, ob es nicht doch Freudentränen waren. Es waren keine. Das Problem war aber nicht das Geschenk, denn darüber freute sich mein Sohn sehr. Viel schwieriger war zu verkraften, dass es nun keinen Adventskalender mit täglichen Geschenken geben würde. Echt jetzt? Zuerst war ich perplex, dann wurde ich sauer und verstand die Welt nicht mehr. Dann kam die Erkenntnis, dass es bisher jedes Jahr einen Adventskalender gegeben hatte und so konnte ich die erste Trauer etwas besser verstehen. Für meinen Sohn ist die Vorfreude auf tägliche Geschenke im Adventskalender das erste Weihnachtszeichen und das würde jetzt fehlen. Vielleicht hätte ich ihm das vorher erklären sollen, anstatt ihn einfach vor vollendete Tatsachen zu stellen …
In den letzten Jahren ist in mir eine Abneigung gegen den Kauf von Weihnachtsgeschenken gewachsen. In mir hat sich der Eindruck verstärkt, dass Weihnachten heute vor allem dazu da ist, um unseren Kindern (und natürlich auch uns Erwachsenen) Geschenke zu machen und irgendwelche Wünsche zu erfüllen. Diese Geschenke werden erwartet und müssen einem meist unausgesprochenen Anspruch genügen. Und die Weihnachtswerbung weckt in uns neue Ansprüche an das ideale Geschenk für uns und zeichnet Idealbilder, wie wir dieses Jahr Weihnachten feiern wollen. Diese oft so überhöhten Erwartungen werden dann enttäuscht und unser Frust entlädt sich oft sehr menschlich und unsachlich. Ich nenne das den Weihnachtswahn. Er weckt fixe Ideen statt Vorfreude und Enttäuschung statt Dankbarkeit.
Dass das nicht die Idee von Weihnachten ist, scheint logisch und ich habe schon mehrmals darüber nachgedacht, ob wir mal für ein Jahr keine Geschenke machen sollen. Stattdessen könnten wir das gesparte Geld Menschen zukommen lassen, die es nötiger haben als wir. Das ist und bleibt eine spannende und gute Idee. Aber vielleicht beginnt der gemeinsame Weg damit, dass man sich als Familie die Zeit nimmt, über den Sinn und Wert von Geschenken nachzudenken. Warum schenken wir und was wollen wir mit Geschenken bei anderen auslösen? Wir machen uns deshalb als Familie auf die Suche nach dem Sinn von Weihnachten. Also weniger Weihnachtswahn und mehr Weihnachtssinn. Mal sehen, wie uns das dieses Jahr gelingt.
Jesus kam damals auf die Welt und bekam Geschenke, mit denen ein kleines Baby so gar nichts anfangen kann (Gold, Weihrauch, Myrrhe). In der Weihnachtsgeschichte finden wir aber keinen Hinweis darauf, dass Jesus deshalb weinen musste. Der Punkt ist, dass wir an Weihnachten nicht die Geschenke, sondern die Geburt Gottes als hilfloses Baby feiern – das ist das größte Geschenk. Und wenn ich so darüber nachdenke, macht mich das auch dankbar(er). Meine Frage ist, ob und wie ich meinen Kindern Dankbarkeit «beibringen» und weitervermitteln kann. Dazu lohnt sich ein Blick in diesen Artikel.
Geschenke sind toll und wir haben die Chance, ihnen einen Wert und Bedeutung zu verleihen. Der Weihnachtswahn um uns herum sorgt allerdings dafür, dass wir gar nie darüber nachdenken. Als Familie wollen wir aber genau dies tun und deshalb ist meine Frage an dich:
Wie geht ihr als Familie mit dem Weihnachtswahn um? Und was könnt ihr als Familie tun, um etwas mehr Weihnachtssinn zu finden?