FAMILYLIFE
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Es war der Geburtstag ihres Mannes. Es sollte ein schönes Fest werden mit Freunden von überall her. Während ihr Mann noch beruflich unterwegs war, stand sie in der Küche und bereitete Häppchen vor. Sie sollte eine hübsche und perfekte Gastgeberin sein, dabei fühlte sie sich grässlich und wäre am liebsten davongelaufen. Wieder einmal wurde sie von ihrem Mann mit allem, was ihr Privatleben betraf, allein gelassen. Sie spürte, wie eine Hilflosigkeit und ein unbändiger Zorn in ihr hochstiegen.

Als ihr Mann und die Gäste schließlich eintrudelten, hielt sie es nicht mehr aus. Den Tränen nahe zog sie sich in die Küche zurück. Als eine Freundin zu ihr in die Küche kam und fragte, was mit ihr los sei, war es, als hätte jemand ein Loch in einen Staudamm gebohrt. Sie brach in Tränen aus und schluchzte laut: „Ich muss mich scheiden lassen, ich muss mich scheiden lassen. So kann es nicht mehr weitergehen.“ Weinend zog sie sich ins Schlafzimmer zurück. Die gute Stimmung war dahin. Die Party war vorbei. Es war ein Geburtstag, der allen Anwesenden in Erinnerung bleiben wird.

So erzählt Eva-Maria Zurhorst ihre eigene Geschichte in ihrem Buch „Liebe dich selbst und es ist egal, wen du heiratest“. Die Geburtstagsfeier war dabei nur der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Zu diesem Zeitpunkt war sie schon seit Jahren unglücklich in ihrer Ehe, konnte es sich aber nicht eingestehen, geschweige denn mit ihrem Mann darüber sprechen. So versuchten sie und ihr Mann, etwas aufrechtzuerhalten, was innerlich längst abgestorben war.

Es war der denkbar schlechteste Zeitpunkt, um endlich mit der Wahrheit herauszurücken und zum Ausdruck zu bringen, wie schlecht es ihr ging. Doch es war auch der entscheidende Wendepunkt in ihrer Beziehung und in ihrem Leben. Als sie sich am nächsten Tag all die Dinge sagten, die sie sich jahrelang nicht mehr zu fragen oder zu sagen getraut hatten, erfuhr sie, dass er eine andere hatte. Und er erfuhr, dass sie schon lange nicht mehr mit ihm zusammen sein wollte. Es war wie ein furchtbares und zugleich reinigendes Gewitter. Endlich war es draußen: „Wir standen vor einem Trümmerhaufen, über den wir vorher schon unzählige Male gestolpert waren, ohne seine Existenz wahrhaben zu wollen. […] Wie wir viel später erst verstehen lernten, war dieser Geburtstag der Neuanfang in unserer Beziehung.“

Wir wollen gute Partner sein. Wir wollen keinen Streit, sondern ein harmonisches Miteinander. Deshalb sind wir angepasst und nett. Wir wollen es unserer Partnerin recht machen. Wir reden uns ein, dass in unserer Beziehung alles bestens läuft. Doch wenn wir der Wahrheit nicht ins Auge schauen, kommt es früher oder später zu einem solch katastrophalen Dammbruch in unserer Beziehung. Unkontrolliert reißt dann das zuvor aufgestaute Wasser alles mit sich.

Aber es gibt einen Weg, eine solche Flut zu verhindern. Wenn wir wirklich ehrlich zu uns selbst und zu unserem Gegenüber sind, können wir verhindern, dass in uns eine tickende Zeitbombe entsteht. Aber das erfordert Mut. Es braucht Mut, uns einzugestehen, dass unsere Ehe nicht so ist, wie wir sie uns vorgestellt haben. Und dass auch wir nicht so sind, wie wir gerne über uns selbst denken würden. Es braucht Mut, die eigenen Bedürfnisse einzubringen, statt zu allem Ja zu sagen, um schwierigen Diskussionen aus dem Weg zu gehen. Es braucht Mut, dem anderen zu sagen, was einem am gemeinsamen Sex nicht gefällt. Es braucht Mut zu sagen, dass wir mit unserer Aufgabenaufteilung nicht mehr einverstanden sind.

Ich glaube, es gibt keine echte Alternative zu solchen aufrichtigen und ehrlichen, aber auch schwierigen Gesprächen in einer engen und langfristigen Beziehung. Natürlich ist es einfacher, immer freundlich zu lächeln und sich einzureden, dass alles in Ordnung ist. Aber in einer solchen Scheinwelt zu leben, raubt uns das Leben und verhindert echte Verbundenheit. Die Wahrheit hingegen, so schmerzhaft sie auch sein mag, macht uns frei und bringt Leben in unsere Beziehung.

 

NEXT LEVEL FÜR MEINE BEZIEHUNG:
Wo neigst du in deiner Partnerschaft zur Schönfärberei, statt der Wahrheit ins Auge zu schauen und sie auf den Tisch zu bringen?

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