Ein paar Tage vor Weihnachten unterhielt ich mich mit einem Bekannten, der gleich zum Punkt kam: “Erzähl mir etwas (aber bitte keinen Smalltalk).” Das war einfach. Familiär beschäftigten mich zwei Situationen intensiver, die ich in diesem Gespräch mit etwas Abstand noch einmal reflektieren konnte. Ein Hoch auf solche Gespräche!
Und tatsächlich bin ich auch im neuen Jahr in Gedanken immer mal wieder bei den Themen, die wir vor Weihnachten wälzten. Aber nicht rückwärts, sondern vorwärts gewandt. Was nehme ich aus dieser Zeit für mich als Mutter mit ins neue Jahr und für anspruchsvolle Situationen? Meine Top 3 Learnings im Umgang mit Herausforderungen sind Ehrlichkeit, Entlastung und eine hoffnungsvolle Langfristperspektive.
Ehrlichkeit
Man kann ein Problem ignorieren, verdrängen oder schönreden. Es könnte ja sein, dass es sich von selbst löst und einem nicht irgendwann um die Ohren fliegt. Manchmal klappt das auch, aber in der Regel ist es zielführender, sich einer Situation ehrlich zu stellen. Spätestens dann, wenn der Anstoss zum Hinschauen von außen – zum Beispiel von Lehrpersonen – kommt, lohnt es sich, ehrlich hinzuschauen. Dabei muss es sich nicht gleich um ein dramatisches Fehlverhalten handeln. Ein Kind, das sich ungewöhnlich verhält oder das seine Emotionen nicht altersgemäß regulieren kann; ein Kind, das lügt oder mit seinem Handy oder Tablet nicht zurechtkommt oder das nicht so selbständig ist, wie es sein sollte. Hinschauen bedeutet, sich zu fragen, worum es in der Situation wirklich geht und wie die einzelnen Familienmitglieder daran beteiligt sind. Ehrliches Hinschauen ermöglicht Veränderung.
Entlastung
Herausforderungen und Probleme gehören zum Standardprogramm von Familien. Das ist eine Tatsache. “Was, schon wieder eine Herausforderung? Oh nein, lieber nicht.”, funktioniert nicht. Was in diesen Momenten entlastet, ist der bewusste Abschied von falschen Eltern-Zielen. Kinder zu erziehen, bedeutet nicht, eine Liste mit Aufgaben abzuhaken und immer ein friedliches Zuhause zu haben. Es geht nicht darum, dass man seinen Elternstolz bewahren kann oder seine Kinder vor allen Mühen bewahren soll. Wenn ich das (wieder einmal) verstanden habe, kann ich das Problem meines Kindes als das nehmen, was es ist: Eine Gelegenheit für das Kind, zu lernen. Denn Kinder lernen genau in diesen alltäglichen Auseinandersetzungen und aus unseren Antworten auf ihr unangemessenes Verhalten. Sie lernen daraus, wie wir selbst leben, wie wir mit ihnen umgehen und was wir ihnen sagen.
Hoffnungsvolle Langzeitperspektive
In akuten Herausforderungen kann man stecken bleiben und der Horizont wird eng. Das Zauberwort heißt Hoffnung. Und Hoffnung bedeutet, langfristige Ziele zu haben und davon auszugehen, dass diese irgendwann in der Zukunft Wirklichkeit werden. Hoffen kann man auf etwas, das noch nicht sichtbar oder vorhanden ist. Darum sollten wir uns im alltäglichen Chaos und in den akuten Problemen, in denen wir unsere Kinder begleiten, von den langfristigen Zielen leiten lassen.
Jetzt fragst du dich wahrscheinlich, was mein halbes Learning ist? Dass man nach herausfordernden Phasen müde sein darf. Dass man sie nicht mit links meistern muss und dass es Superwoman nicht gibt. Ich bleibe dran.
Wie geht es mir, wie geht es uns als Familie wirklich?
Was entlastet mich in der Erziehung in herausfordernden Zeiten?
Was gibt mir Hoffnung?
Was sind meine Learnings als Mutter / Vater aus solchen Zeiten?