Wir haben vier Töchter im Alter zwischen 4 Monaten und 7 Jahren. So ist uns nie langweilig. Na ja, das ist jetzt positiv ausgedrückt. Es sind echt alle vier so süß und lustig. Aber manchmal ist es auch einfach nur richtig anstrengend. Unsere holländischen Freunde nennen unsere Lebensphase „the tropical years“, was wenig Schlaf, viel Schweiß usw. bedeutet. Das hat etwas: Als unsere älteste Tochter eins war, lebten wir in den Tropen. Wegen ihr bin ich häufiger in der Nacht aufgestanden, richtig, wegen ihr und nicht wegen des tropischen Klimas. Doch aktuell fühle ich mich noch mehr in den Tropen; vier Kids und meine liebe Frau, die wegen Corona im Bett liegt. Und daneben höre ich noch das Schreien der Arbeit. 100% tropisch.
Ich bin fix und fertig. Kennst du dieses Gefühl auch? Obwohl ich mich frage, ob es wirklich ein Gefühl oder nicht viel mehr ein Zustand ist? Wo man echt einfach nicht mehr kann, nichts mehr kann, nicht mal gescheit was fühlen.
Und genau in diesen Situationen, sei es mit der ersten Tochter mitten in tropischen Nächten (Moskitos inklusive) oder heute mit vier lebendigen Mädels und einer nur halb lebendigen Frau, passiert es. In diesen Situationen komme ich an meine Grenzen und meine Schwächen offenbaren sich. Ich werde nicht nur ungeduldig, nein, ich werde laut, grob und fies. Ja, du hast richtig gelesen. Laut, grob und fies. Genau das, was ich im Normalzustand keinem meiner Kinder wünsche; davon bekommen sie dann eine volle Ladung ab.
Was tun? Erst mal gar nichts. Aber es wird der Moment kommen, wo ich das angehen kann. Auftanken in Gottes Gegenwart, Bekennen, Vergebung und auch den Rat meiner letzten Seelsorge umsetzen. Solche Situationen rücken bei mir die Prioritäten wieder zurecht. In erster Linie bin ich Gotteskind, Ehemann und Vater und alles andere kann auch mal etwas leiden oder warten. Jedenfalls hat es gestern bei mir dazu geführt, dass ich den Brief geschrieben habe, den ich schon lange meinem Vater schreiben wollte, um ihm für alles zu danken, was er für mich war, ist und getan hat. Ein Rat meiner letzten Seelsorge, nicht nur meinen Eltern alles zu vergeben, sondern sie auch zu segnen. Und da gibt es ja echt so viel Gutes. Gott vergibt mir meine Ausraster und wenn ich Vergebung lebe und vorlebe, darf ich auch hoffen, dass meine Kids mir mal meine Fehler nicht anrechnen.
Wie Matthäus in Kapitel 7, Vers 2 schreibt: Denn so, wie ihr über andere urteilt, werdet ihr selbst beurteilt werden, und mit dem Maß, das ihr bei anderen anlegt, werdet ihr selbst gemessen werden.
Das ermutigt mich und ich möchte auch dich ermutigen, die Momente, in denen deine Schwächen unverblümt zum Vorschein kommen, zu reflektieren. Nimm sie als Chancen, Vergebung vorzuleben und an diesen Punkten heil zu werden.
In welchen Momenten kommen deine Schwächen ungefiltert zum Vorschein? Was passiert genau? Nimm dir vor, später – in einer ruhigen Minute – die Situation zu reflektieren, Vergebung zu empfangen und dir selbst zu vergeben.