Schon wieder Sex? In aller Ruhe eine Serie zu schauen klingt für sie deutlich entspannender nach diesem anstrengenden Tag.

Ein Spaziergang bei diesem Wetter? Es gibt bestimmt ein Dutzend Aktivitäten, die er jetzt lieber machen würde, als mit seiner Frau durch den Wald zu trotten.

Beim Wäsche aufhängen helfen oder doch lieber noch schnell eine E-Mail schreiben?

Der Paaralltag stellt uns dauernd vor Entscheidungen. Wir müssen immer wieder abwägen, ob wir unserem Gegenüber etwas zu Liebe tun oder unseren eigenen Bedürfnissen Rechnung tragen wollen.

Man könnte zum Schluss kommen, dass die Beziehung umso besser ist, je öfter die Partner die Wünsche des Gegenübers erfüllen. Doch das allein greift zu kurz. Entscheidend ist nicht nur, ob man auf die Bedürfnisse des anderen eingeht, sondern weshalb man das macht. Dabei können wir zwei total gegensätzliche Motivationen unterscheiden: Angst und Liebe.

Natürlich hat (fast) niemand das Gefühl, Angst spiele in ihrer Partnerschaft eine Rolle. „Ich habe doch keine Angst vor meiner Partnerin. Ich doch nicht. Und sie erst recht nicht vor mir.“ Ja hoffentlich auch! Doch es geht um eine viel subtilere Form von Angst. Geht er zum Beispiel mit ihr auf den Spaziergang, weil sie sonst auch nicht mit ihm ans Fußballspiel kommt? Hat sie mit ihm Sex, weil er sonst verletzt und eingeschnappt ist? Hilft sie ihm beim Wäsche aufhängen, weil er sie sonst kritisiert?

Häufig haben wir einfach Angst vor der Reaktion des Gegenübers und wollen diese vermeiden. Deshalb sind wir dann freundlich und hilfsbereit oder geben nach. Die Handlung ist zwar gut, doch das Motiv stimmt nicht. Wahre Liebe geht anders.

Man kann auf einen Flirt mit dem attraktiven Arbeitskollegen verzichten, weil man befürchtet, der Partner könnte Wind davon kriegen. Oder man verzichtet darauf, weil man seinen Partner liebt und man diese Liebe schützen will. Langfristig wird nur die zweite Variante erfolgreich sein.

Die Bibel beschreibt es so: „Wo die Liebe regiert, hat die Angst keinen Platz; die vollkommene Liebe vertreibt jede Angst. Angst hat man nämlich dann, wenn man mit einer Strafe rechnen muss. Wer sich also noch fürchtet, bei dem ist die Liebe noch nicht zum vollen Durchbruch gekommen.“ (1. Johannes 4,18). Hier geht es um Gottes Liebe, doch ich bin überzeugt, dass sich das auch auf die Liebe zwischen zwei Menschen übertragen lässt. Wenn die Liebe in einer Partnerschaft zum vollen Durchbruch gekommen ist, handelt man nicht mehr aus Angst vor der Reaktion des anderen.

Die meisten Menschen verbreiten auf irgendeine Art und Weise Angst. Wir machen das überall dort, wo wir beispielsweise mit Rückzug oder Angriff reagieren, wenn sich der Partner nicht so verhält, wie wir es uns vorstellen. Oft geschieht das unabsichtlich und unbewusst. Deshalb lohnt es sich, da genauer hinzuschauen und sich zu fragen, wo man zu einem Klima der Angst statt der Liebe beiträgt.

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:
Wo trägst du zu Angst statt zu Liebe bei? Im Zweifelsfall kannst du dein Gegenüber fragen.