Wer sich ernsthaft mit den wissenschaftlichen Fakten zum Thema befasst, kommt nicht um den Schluss herum, dass Pornografie schädlich ist. Ganz egal, ob man eher den Aspekt der Abhängigkeit und der neurologischen Veränderungen betont, den negativen Einfluss von Pornokonsum auf Beziehungen hervorhebt oder die Auswirkungen auf die Gesellschaft beleuchtet. (Eine Sammlung von wissenschaftlichen Artikeln zu den Folgen von Pornografie ist beispielsweise hier zu finden: de.ftnd.org.)

Tatsache ist jedoch, dass ganz viele Personen regelmäßig Pornografie konsumieren. Natürlich auch, wenn sie verheiratet sind. Natürlich auch, wenn sie an Gott glauben. Buchstäblich jedes Kind wird heute damit konfrontiert. Weil so viele Menschen abhängig sind, wird das Verhalten normalisiert und die Auswirkungen werden verschwiegen. Ganz nach dem Motto: So schlimm kann es schon nicht sein, jeder macht es ja. Solche und ähnliche Rationalisierungen und Rechtfertigungen lösen das Problem aber leider auch nicht.

Personen, die aus der Pornosucht ausbrechen wollen, haben häufig mit Scham zu kämpfen. Scham ist das schmerzvolle Gefühl, voller Fehler und deshalb nicht würdig zu sein, geliebt zu werden oder dazuzugehören. Das Problem an Scham ist, dass wir aus dieser Position heraus unser Verhalten nicht ändern können. Im Gegenteil, Scham führt in aller Regel dazu, dass wir uns noch mehr in destruktive Muster fliehen.

Deshalb bin ich überzeugt, dass ein entscheidender Schritt zur Bekämpfung der Abhängigkeit darin besteht, der Scham radikal entgegenzutreten und sie auszulöschen. Die Schamforscherin Dr. Brené Brown erklärt, wie das geht: „Damit Scham exponentiell wächst, braucht sie drei Zutaten: Heimlichkeit, Schweigen und Verurteilung. Versetzt man die gleiche Menge Scham hingegen mit Empathie, kann sie nicht überleben.“

Wer mit seinem Gegenüber nicht über Pornografie spricht, rollt der Scham einen roten Teppich aus. Das ist der hohe Preis des Schweigens. Deshalb ist es so wichtig, mit der Partnerin oder dem Partner ins Gespräch über Pornografie zu kommen. Wichtig ist, dass dies ohne Verurteilung der Person, sondern mit Empathie geschieht. Denn nur so kann die Scham ausgerottet werden und dann auch ein Heilungsprozess beginnen. Diese ehrlichen Gespräche werden in vielen Fällen auch schmerzlich sein, aber sie lohnen sich.

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:
Spreche mit deinem Gegenüber in einer empathischen Haltung über Pornografie und ob der Umgang damit ein Problem war oder ist.