Ich liebe Seelöwenshows. Es ist beeindruckend, wie die Tiere mit dem Publikum und ihren Dompteuren interagieren und so ganze Geschichten darstellen können. Und das kombiniert mit Kunststücken, die man den behäbigen Wesen nicht zutrauen würde. Schon als Kind ist mir bei den Seelöwenshows etwas Merkwürdiges aufgefallen: Die Seelöwen sind unglaublich gefräßig. Egal ob sie gerade einen Handstand (oder sagt man Flossenstand?) gemacht, einen Ball jongliert oder freundlich gewunken haben, immer gab es zur Belohnung einen Fisch.

Bald schon verstand ich, dass die Seelöwen so lernen. Wenn auf ein entsprechendes Kommando des Dompteurs hin gesprungen wird, gibt es eine Belohnung. Deshalb lohnt es sich für die Kolosse mit den Knopfaugen auch, bei dem ganzen Theater mitzumachen.

Später lernte ich, dass diese Art der Tierdressur auf Konditionierung basiert. Die psychologische Strömung des Behaviorismus hat dieses Prinzip zuerst bei Tieren erforscht und anschließend auch beim menschlichen Verhalten beobachten können.

Werden Tricks auf diese Weise eingeübt, wird nicht das falsche Verhalten bestraft, sondern einfach das richtige Verhalten belohnt. Wenn der Seelöwe nicht durch den Reifen springt, wird sein Verhalten einfach ignoriert und das Kommando wiederholt, bis er durch den Reifen springt und dann seinen wohlverdienten Snack erhält.

Der Fisch wirkt beim Seelöwen als positive Verstärkung eines erwünschten Verhaltens. Bei uns Menschen wäre ein roher Fisch vielleicht kein passender Anreiz, trotzdem zeigen auch wir eine bestimmte Reaktion häufiger, wenn sie positiv verstärkt wird. Wirksame Verstärker sind bei uns beispielsweise Lob und Anerkennung.

Dieses Wissen sollten wir uns auch in unseren Beziehungen hin und wieder zunutze machen. Wir alle ticken nämlich in gewisser Weise wie ein Seelöwe. Nehmen wir einmal an, dein Partner lässt seine Kleider ständig auf dem Fußboden liegen. Wenn du möchtest, dass sie oder er die Kleider vom Boden aufnimmt, solltest du das Problem zuerst einmal auf eine gute Art und Weise ansprechen (siehe „Der Kommunikationsknirps“, Seite xx). Wenn dein Partner sein Verhalten dann ändert, kannst du das positiv verstärken, indem du ihn mit Dank oder Anerkennung belohnst.

Kritik und Nörgeln hingegen bringt bei vielen Menschen etwa gleich viel, als würde man den Seelöwen anmotzen, wenn er den Ball schon wieder fallen lässt. Unerwünschtes Verhalten ignorieren, erwünschtes Verhalten positiv verstärken, lautet das Motto.

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:

Welches Verhalten meines Gegenübers möchtest du positiv verstärken?

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