Stell dir vor, du bist 80, sitzt in deiner Alterswohnung in einem bequemen Schaukelstuhl und machst dir Gedanken über dein Leben. Natürlich denkst du auch über deine Ehe nach. Unzählige Stunden hast du mit dieser einen Person verbracht. Ihr habt zusammen gelacht und zusammen geweint, euch gestritten und wieder versöhnt. Gute Phasen habt ihr genossen und herausfordernde Zeiten überlebt. Plötzlich kommt dir ein aufwühlender Gedanke: War es das alles eigentlich wert?

Die Antwort auf diese Frage hängt stark davon ab, ob eure Partnerschaft innenfokussiert oder außenfokussiert war. Bei einer innenfokussierten Partnerschaft ist eine glückliche und stabile Beziehung das Endziel.

Bei einer außenfokussierten Partnerschaft pflegt man hingegen die Beziehung, um dadurch Ziele zu erreichen, die außerhalb der eigenen Ehe liegen. Eine starke Ehe ist dann kein Endziel, sondern vielmehr ein Mittel zum Zweck. Dieser Zweck kann von Person zu Person unterschiedlich sein. Bei den einen steht das persönliche charakterliche Wachstum im Vordergrund, andere wollen die ihnen anvertrauten Fähigkeiten und Ressourcen einsetzen, um Gutes zu tun.

Was wir in einer langjährigen Beziehung an Charakterwachstum, Stabilität, Geborgenheit und Inspiration erleben, darf und soll überfließen und auch anderen zugutekommen. Was für eine Verschwendung, wenn wir es nur für uns behalten würden. Oder wie es Antoine de Saint-Exupéry sagt: „Liebe besteht nicht darin, dass man einander ansieht, sondern dass man gemeinsam in die gleiche Richtung blickt.“

Jeder Mensch hat (oder hatte mal) Träume, die über die Partnerschaft hinaus gehen. Oft sind solche Träume eng mit einer Art Berufung oder sogar Lebensaufgabe verknüpft. Einem solchen Traum der Partnerin oder des Partners Raum zu geben und sich dafür einzusetzen, dass er in Erfüllung geht, ist ein kraftvoller Ausdruck von Liebe.

Häufig ist es nicht möglich, dass beide Partner ihre Ziele gleichzeitig und in gleichem Maß verfolgen können. Viele Paare haben gute Erfahrungen damit gemacht, sich abzuwechseln. In einer bestimmten Lebensphase steht der Traum des einen im Vordergrund, in der nächsten dann der Traum des anderen.

Das Gegenüber auf diese Weise zu unterstützen, kostet uns einiges. Doch es lohnt sich, denn auf dem Schaukelstuhl werden wir unsere Investitionen in die eigene Ehe nicht bereuen, wenn daraus nicht nur für uns zwei, sondern auch für unser Umfeld etwas Gutes erwachsen ist.

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:
Wie kann das Gute aus eurer Partnerschaft noch mehr anderen Menschen zugutekommen?