Als sich Maja vor elf Jahren verliebt hatte, sah sie in Andreas bereits den perfekten Ehemann und Vater ihrer zukünftigen Kinder. Sie sah so viel Potential in diesem ungeschliffenen Diamanten. Wenn er noch etwas an seiner Sozialkompetenz arbeiten würde, würde er zum Mittelpunkt jeder Party werden. Genau der Mann, auf den sie stolz sein konnte und den sie sich schon immer gewünscht hat.

Nun, elf Jahre später, haben sich Majas Vorstellungen über die Entfaltung von Andreas nicht so richtig erfüllt. Er ist im Umgang mit anderen Menschen immer noch etwas unbeholfen und im Mittelpunkt der Weihnachtsfeier steht jeweils nicht er, sondern sein exzentrischer Bruder.

Maja versucht weiter, das Beste aus Andreas rauszuholen und ihn – ihren persönlichen Vorlieben entsprechend – zu ändern. Sie ist zu begeistert von den Möglichkeiten, die noch in ihm stecken, als dass sie aufgeben würde.

Das sollte sie aber. Dringend. Wahre Liebe bedeutet nämlich, dass wir unsere Partnerin oder unseren Partner so lieben, wie sie oder er ist. Nicht die Version von ihr, die sie sein könnte. Nicht das Bild von ihm, das zu unseren Wunschträumen passt.

Wer den Partner ändern möchte, gibt ihm oder ihr damit das Gefühl, nicht gut genug zu sein. In der Liebe suchen wir aber genau diese bedingungslose Annahme. Deshalb ist eine Liebe, in der das nicht gelingt, langfristig auch zum Scheitern verurteilt.

Bei der Hochzeit sagt ein Paar Ja zueinander. Es ist nicht ein „Ja, wenn“ oder ein „Ja, aber“ sondern ein „Ja, in guten und in schlechten Zeiten“. Dieses Ja muss in einer Ehe immer wieder neu gegeben werden. Ein Ja zum Gegenüber mit allen Ecken und Kanten und nicht zum Bild, das wir uns machen.

 

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:

In welchen Punkten hältst du an einem Bild fest, zu dem dein Gegenüber werden sollte?