„Das ist jetzt aber nicht dein Ernst! Ich habe mich gefreut, mal wieder einen Abend zu zweit zu verbringen. Und jetzt willst du schon wieder weg.“

„Wir haben doch am Montag schon den Abend zusammen verbracht. Ich darf ja wohl auch noch meine Freundschaften pflegen. Wenn es nach dir ginge, würden wir nur noch aufeinander hocken. Das ist doch nicht normal!“

Und einmal mehr sind sie mitten in ihrem Lieblingskonflikt gelandet. Was für ihn schon eine Überdosis an zusammen verbrachter Zeit ist, deckt ihr Bedürfnis bei weitem noch nicht ab. Da sind sie einfach grundverschieden. Je öfter sie darüber streiten, desto abnormaler erscheint ihnen das Bedürfnis des anderen. Eine Lösung ihres Problems rückt immer weiter in die Ferne.

Heute können wir viele unserer Probleme des täglichen Lebens lösen. Ist mir kalt, drehe ich die Heizung hoch. Habe ich Lust auf eine Schokolade mit gerösteten Haselnusssplittern, gehe ich in den nächsten Supermarkt und kaufe mir genau diese Tafel. Will ich herunterfahren, ziehe ich mir auf Netflix die Serie rein, auf die ich jetzt gerade Lust habe.

Dass es trotzdem für ein paar unserer Probleme keine Lösung gibt, halten wir fast nicht aus. Deshalb ist es etwas beunruhigend, dass der wohl bekannteste Paarforscher, Dr. John Gottman, herausgefunden hat, dass 69 Prozent aller Partnerschaftsprobleme nicht lösbar sind, sondern immer wieder auftauchen.

Gemäß Gottman sind die Probleme nicht lösbar, die aufgrund von unterschiedlichen Persönlichkeitsmerkmalen der beiden Partner auftreten. Unterschiedliche Bedürfnisse nach gemeinsam verbrachter Zeit können sich vielleicht annähern, doch werden sie nicht verschwinden. Die Aktive wird sich immer mehr Action als der Stubenhocker wünschen. Wer sehr ordentlich ist, wird zeitlebens Mühe mit den herumliegenden Socken des Partners haben und ein Sparfuchs wird sich immer an der Großzügigkeit seiner Frau stoßen.

Heißt das nun, dass man vor diesen nicht lösbaren Problemen kapitulieren und am besten nicht mehr darüber sprechen sollte? Auf keinen Fall. Man kann sie zwar nicht lösen, aber sehr wohl mit ihnen umgehen. Das gelingt, wenn man als Paar im Gespräch darüber bleibt, ohne den Anspruch zu haben, das Thema ein für alle Mal lösen zu können. Wenn man den Kampf aufgibt, wird gegenseitiges Verständnis für die Andersartigkeit des Gegenübers möglich. Und das wiederum eröffnet Raum für Abmachungen und Kompromisse, die für beide Seiten aushaltbar sind. So kann es mit der Zeit tatsächlich eine Annäherung der beiden unterschiedlichen Bedürfnisse geben, auch wenn das Lieblingsstreitthema nie ganz verschwinden wird.

 

NEXT LEVEL FÃœR MEINE BEZIEHUNG:

Welches sind in deiner Beziehung die Themen, die immer wieder auftauchen? Wie könnt ihr gut mit ihnen umgehen, statt sie endgültig lösen zu wollen?