FAMILYLIFE
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«Und du? Wie alt sind deine Kinder?»
«Ich habe drei Jungs, 10, 8 und 4.»
«Oh, das ist eine wunderbare Zeit, nicht wahr?»
«Ja, auf jeden Fall.»

Hier und da treffe ich alte oder neue Bekannte, Eltern mit Kindern, die mehr oder weniger im Alter unserer Jungs sind. Zum Beispiel auf einer Hochzeit, zufällig im Museum oder bei einer Sportveranstaltung. Wirklich schöne Begegnungen, die ich als beziehungsorientierter Mensch sehr schätze. Was dann folgt, ist fast immer der obige Dialog.

Aber es gibt auch andere Begegnungen. Wie neulich im Zug, als ich mich mit jüngeren Kolleginnen und Kollegen angeregt unterhielt: „Am Wochenende? Ach weiß ich noch nicht, ich habe noch nichts Konkretes geplant. Einfach mal nichts machen, entspannen. Oder mit Freunden etwas unternehmen. Einfach das machen, worauf ich spontan Lust habe.«

Meine Reaktion auf diese Aussage? Ich schweige und gehe in Gedanken 15 Jahre zurück zu meiner Zeit in der Wohngemeinschaft, als die Optionen am Wochenende noch ganz in meiner Hand lagen.

Man ahnt es. Es geht um Freiheit. Ich habe mich vor 13 Jahren für meine Frau entschieden und zusammen haben wir uns für Kinder entschieden. Aber mir war – und ich glaube, das geht uns allen so – nicht bewusst, auf was ich mich da einlasse. Nein, ich bereue nichts. Ich habe unglaublich viel gelernt als Ehemann und Vater! Und die Jungs sind wirklich wunderbar. Sie strahlen so viel Leben und Energie aus. Doch in Gesprächen wie dem obigen merke ich natürlich, dass sich Dinge geändert haben. Und dann wünsche ich mir durchaus gewisse Elemente des früheren Lebens zurück.

Manche Eltern sagen mir, dass das Leben weniger fordernd sein wird, wenn die Kinder älter sind. Andere sagen, dass es streng bleibt und nur die Themen ändern. Aber beide Aussagen verweisen auf die Zukunft und zeigen mir nicht, wie ich jetzt mit dem Gefühl von mangelnder Freiheit und Eingeschränktsein umgehen soll.

Also habe ich für mich Folgendes beschlossen: Ich nahm mir vor der Geburt unseres dritten Sohnes vor, seine Entwicklung noch bewusster wahrzunehmen. Denn ich hatte vorher schon zweimal erlebt, wie schnell die Wachstumsphasen vergehen. Jetzt, beim letzten Kind, wollte ich nochmals alles besonders aufsaugen.

Das Geheimnis ist es, im Augenblick zu bleiben und das Hier und Jetzt wahrzunehmen: Die Schönheit des Augenblicks, das Wunder meines Gegenübers, das Besondere unserer Beziehung.

Mittlerweile ist mein Sohn viereinhalb Jahre alt und ich kann sagen, dass die Umsetzung meines Vorsatzes gelungen ist. Wenn wir zusammen sind, achte ich auf seine Worte, nehme seine Entwicklung bewusst wahr und genieße den Moment mit ihm. Die Angewohnheit, aufmerksam zu sein, überträgt sich auch auf seine älteren Brüder. Dabei mache ich die Erfahrung, dass das Alter keine Rolle spielt. Das Geheimnis ist es, im Augenblick zu bleiben und das Hier und Jetzt wahrzunehmen: Die Schönheit des Augenblicks, das Wunder meines Gegenübers, das Besondere unserer Beziehung.

Neulich habe ich im Schweizer Fernsehen eine Talkshow über Beziehungen gesehen. Alle möglichen Beziehungsformen wurden eher positiv dargestellt. Doch bei mir blieb das Schlusswort des Moderators hängen: “Die Freiheit, die wir suchen, finden wir letztlich nur in der Verbindlichkeit.”

Freiheit ist also nicht unbedingt dann, wenn ich alles frei entscheiden kann, sondern wenn ich in Verbindlichkeiten mit anderen Menschen – in meinem Fall meinen Söhnen – leben kann und mit ihnen befreiende und inspirierende Erlebnisse machen kann.

Freiheit ist also nicht unbedingt dann, wenn ich alles frei entscheiden kann, sondern wenn ich in Verbindlichkeiten mit anderen Menschen – in meinem Fall meinen Söhnen – leben kann und mit ihnen befreiende und inspirierende Erlebnisse machen kann. Das funktioniert dann, wenn wir uns im Moment befinden.

Was heißt Freiheit für dich? Was wünscht du dir aus früheren kinderlosen Zeiten zurück?
Wie gehst du mit dem Gefühl von mangelnder Freiheit um?
Lass dich inspirieren durch diesen Song: “Keep me in the moment” interpretiert von der First Baptist Atlanta.

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