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Die Tortur endete am 26. September 1993. Endlich war es vorbei. Acht ausgemergelte Gestalten verließen nach genau zwei Jahren und zwanzig Minuten das riesige Glashaus in der Wüste Arizonas. Das Ziel des Experiments „Biosphäre 2“ war, ein von der Umwelt komplett abgeschlossenes System zu schaffen, in dem diese acht Menschen selbstständig leben konnten. Vier Jahre wurde gebaut, 3800 verschiedene Tier- und Pflanzenarten aus der ganzen Welt wurden eingeflogen. Das Ganze kostete 200 Millionen US-Dollar, die NASA erhoffte sich sogar Erkenntnisse für zukünftige Marsmissionen. Doch das Projekt war ein spektakulärer Misserfolg. Hunger, Sauerstoffmangel, Konflikte im Team und eine gigantische Kakerlakenplage machten das Leben im zwei Fußballfelder großen Glashaus zur Hölle.

Viel wurde geschrieben über die acht Menschen, die freiwillig an diesem Experiment teilgenommen haben. Doch nicht nur sie litten unter den Bedingungen, auch mit den Bäumen passierte Merkwürdiges. Während sie anfangs unerwartet schnell wuchsen, verbogen sie sich bald und stürzten schließlich um. Der Grund dafür war, dass es in dem Glashaus absolut windstill war. Der fehlende Wind führte zu Bäumen mit ungewöhnlich weichem Holz. Deshalb konnten sie mit der Zeit ihr eigenes Gewicht nicht mehr tragen und stürzten um. Dass Bäume etwas Wind brauchen, damit sie stark und stabil werden, war eines der unerwarteten Erkenntnisse dieses Experiments.

Genauso wie Bäume brauchen auch Partnerschaften gelegentlich etwas Wind. Kleinere Stürme sind normal und gehören zu jeder guten Beziehung. Jede langjährige Beziehung braucht ein gewisses Maß an Auseinandersetzungen und Diskussionen, damit sie stark und stabil wird.

Manche glauben, dass sie das einzige Paar mit Konflikten seien. Alle scheinen eine so glückliche und harmonische Beziehung zu führen, nur man selbst nicht. Da ist es befreiend, sich bewusst zu machen, dass etwas Wind dazugehört. Wenn sich zwei Menschen nahekommen, gibt es immer gewisse Reibungen. Diese kann man entweder verdrängen oder aktiv angehen.

Viele Paare meinen, ihre Beziehung sei umso besser, je weniger Konflikte sie austragen. Das klingt zwar gut, stimmt aber nicht. Paare, die nie aneinandergeraten, sind mir suspekt.

Wenn wir schwierige Themen grundsätzlich vermeiden, sieht unsere Beziehung von außen zwar gut aus, ist aber nicht besonders stabil. Sie ist aus weichem Holz, das irgendwann das eigene Gewicht nicht mehr tragen kann. Wenn wir hingegen Konflikte austragen und einander sagen, wenn wir etwas anders sehen, kann es auch mal stürmisch werden. Doch so ein reinigendes Gewitter macht unsere Partnerschaft auch stark und widerstandsfähig.

 

NEXT LEVEL FÜR MEINE BEZIEHUNG:
Welchen schwierigen Themen gehst du aus dem Weg? Gibt es einen Konflikt, den ihr austragen sollt?

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