Vier (!) “Zuckertüten” liegen bei uns zu Hause im Keller versteckt. Alle mitgegeben von meiner Oma aus Deutschland, wo es Tradition ist, “Zuckertüten” zur Einschulung zu schenken. Zwei davon hat sie schon liebevoll mit Geschenken bepackt, die anderen beiden warten darauf, von mir gefüllt zu werden.
Heute, ich habe sturm- oder besser gesagt kinderfrei, hole ich die Tüten und frage mich, worüber sich meine Mädchen freuen würden. Etui und Stifte? Die waren schon in der Kombipackung des Schulranzen dabei. Süßigkeiten? Die sind bald aufgegessen. Ich merke, die Frage geht tiefer. Was will ich meinen Kindern mitgeben für den Kindergarten, für die Schule, für “das Leben da draußen“?
Als wir nach den Sommerferien auf der Heimfahrt im Stau standen, haben sich unsere Kinder die Zeit mit dem Hören der “Schwiizergoofe” vertrieben. Als mein Mann und ich das Lied “Herzschlag” zum ersten Mal hörten, mussten wir beide unsere Tränen verstecken. Was gebe ich meinem Kind mit, wenn es zum ersten Mal alleine Ski fährt? Wenn es zum ersten Mal alleine auswärts übernachtet? Wenn es in den Kindergarten und in die Schule kommt? Oder wenn es irgendwann ausziehen wird? Bei den “Schwiizergoofen” heißt es: “Ich gebe dir mi Herzschlag mit. Er wird mit dir go uf Schritt und Tritt. So dass du nie ganz alleini bisch. Wo du häre gosch und wo du bisch.”* Ja, das wünsche ich mir. Ich möchte, dass unsere Herzen verbunden bleiben. Ich möchte meine Kinder immer wieder in den Arm nehmen und ihnen sagen, dass ich an sie denke, wo sie auch sind.
Ja, das wünsche ich mir. Ich möchte, dass unsere Herzen verbunden bleiben. Ich möchte meine Kinder immer wieder in den Arm nehmen und ihnen sagen, dass ich an sie denke, wo sie auch sind.
Die Pädagogin Inke Hummel schreibt, dass Kinder, die bindungssicher und beziehungsstark gross werden, sicherer in ihre Schullaufbahn starten. Das schulische Lernen und das Aushalten von Vergleichen und der Druck in der Schule fällt den Kindern leichter, wenn wir als Eltern mit ihnen in Kontakt sind und ihnen Halt geben. Herausforderungen werden so besser bewältigt. Bei Problemen kann sich das Kind den Eltern anvertrauen und sie können diese gemeinsam angehen.**
Ich habe nun also die schöne Aufgabe, die Beziehung zu meinen Töchtern stark und lebendig zu erhalten. Wie mache ich das? Und was packe ich denn nun in die “Zuckertüte”? Ein Buch mit zehnminütigen Vorlesegeschichten für jeden Tag? Einen Gutschein für ein Eis in der Stadt oder für einen Schwimmbadbesuch mit nur einem Kind? Ein Kartenspiel, das wir als Familie zusammen spielen können? Eine Halskette, die sie daran erinnert, dass ich sie ganz fest lieb habe?
* ”Ich gebe dir meinen Herzschlag mit. Ich geh mit dir auf Schritt und Tritt. Damit du nie ganz alleine bist. Wo du hingehst und wo du bist”.
** Artikel ‘Erziehung und Schule’ im ElternMagazin Fritz+Fränzi
Wie stärkst du die Beziehung zu deinem Kind?
Wie trittst du heute bewusst in Kontakt mit ihm? Wann und wie schenkst du ihm heute deine ungeteilte Aufmerksamkeit?
Was gibst du ihm mit, wenn es nächste Schritte alleine tut?
Sarah Scheuzger ist verheiratet und hat drei Kinder im Alter von 6 und 4 Jahren und 9 Monaten.
Sie arbeitet bei Campus für Christus im Lona Projekt im Bereich Prävention und Sensibilisierung zum Thema Menschenhandel.