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Kennst du das Lied von Silberbüx – DÄ GÜSCHTEL? Das fängt so an: «Dä Güschtel het de allerlängschti Schuelwäg, zum i d Schuel gah brucht er öppe vierähalb Täg. Für dä Heiwäg langt e Stund, zum go Tschuttä zwänzg Minute und für d Pause nume grad e Sekund.» 

Dieses Lied kommt mir jeweils am Morgen in den Sinn, denn dann sitze ich da und warte. Schaue auf die Uhr und warte wieder. Wie lange dauert das jetzt schon wieder? Wieder einmal – und wie an so manchem Morgen versuche ich, die Kinder zu wecken und zum Aufstehen und Anziehen zu motivieren. 

Habe ich schon auf die Uhr geschaut? Wieder frage ich mich, wie das Anziehen so lange dauern kann. Und dabei ist es Sommer und wir brauchen kaum Kleidungsstücke. Trotzdem zieht es sich in die Länge – erst im Bett wälzen, dann die Fragen zum Tag, das Runterklettern vom Etagenbett, dann auf dem Teppich liegen. Bis sich die Kinder aus ihren Schlafanzügen gewälzt haben und eine erste Socke am Fuss sitzt, vergeht eine gefühlte Ewigkeit. 

Ich erinnere mich an den ersten Tag im neuen Kindergarten meiner Tochter. War es da nicht genauso? Das Wechseln der Schuhe schien kein Ende zu finden. Fast alle Kinder sassen verträumt da und hatten vergessen, was sie machen sollten. Es gab ja auch so viel Spannenderes zu sehen.

Und ich weiss noch genau, wie die Leiterin des Geburtsvorbereitungskurses damals sagte, dass wir mit Kindern nicht mehr auf den Zug würden rennen können. Natürlich hatte ich ihr nicht geglaubt. Meine Kleinen und ich würden das schon anders schaffen. Doch schon nach ein paar Monaten mit Kind schlichen sich bei mir Zweifel ein. Hatte die Kursleiterin doch Recht gehabt? 

Da musste ich viel lernen. Kinder brauchen Zeit – viel Zeit und das ist ok so. 

Wenn ich jetzt meinen Alltag anschaue, muss ich ihr zustimmen. Schnell kochen und essen? Fehlalarm. Kurz noch das erledigen und dort etwas machen? Schwierig. In Kürze das Haus verlassen und pünktlich in der Spielgruppe erscheinen? Das erschien eine Zeitlang fast unmöglich. Für mich als effizienz-liebende Person war das gar nicht so einfach. Da musste ich viel lernen. Kinder brauchen Zeit – viel Zeit und das ist ok so. 

Was hat mir geholfen? 

  • Viel Zeit einplanen: Eine halbe Stunde einplanen, um das Haus zu verlassen. Vor allem mit Kleinkindern und einem Gepäck, als würde man wochenlang verreisen. Schliesslich braucht es Feuchttücher, Wasserflaschen, Zvieri, Sonnenhüte, Sonnencrème, Helme, Trottis, Pflaster… 
  • Routinen und Rituale: Zuerst die Schuhe, dann den Rucksack, dann den «Lüchzgi» und immer alles vom gleichen Ort nehmen. 
  • Selbst eine Aufgabe haben: Nur Zuschauen halte ich fast nicht aus. Doch wenn ich während der Wartezeit eine Aufgabe finde, ist das Ganze schon viel einfacher. 
  • Hakuna Matata oder Ruhe und Pragmatismus: Muss denn alles so schnell sein? Wenn ich entspannter bin, sind es meine Kinder auch. 

Und wie sieht es eigentlich am Nachmittag aus, wenn das Nachbarsmädchen meine Kinder zum Spielen ruft? Da sind Schuhe und Jacke angezogen, ehe ich bis zehn zählen kann. Vielleicht sind sie wohl einfach wie der GÜSCHTEL* von Silberbüx. 

In welchen Situationen kannst du Geduld üben mit deinen Kindern? 
Was hilft dir, ruhig und gelassen zu bleiben, wenn alles etwas länger dauert?

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