Björn und Sina führen eine ausgesprochen harmonische Ehe. Sie schätzt seinen Humor und dass er ihr seine Liebe regelmäßig zeigt. Es vergeht kaum ein Tag ohne Herz-Smiley, kaum eine Woche ohne Kompliment und kaum ein Monat ohne Blumen. Björn hingegen genießt es, dass Sina ihn so akzeptiert, wie er ist. Er kann mit ihr über alles sprechen, sie versteht ihn und verachtet ihn nicht für seine Schwächen. Meistens jedenfalls.
In unregelmäßigen Abständen kommt es zwischen Björn und Sina zum Knall. Dann ist es vorbei mit der Harmonie. Sie sind wie verwandelt und nichts funktioniert mehr. Es gibt keine Herzchen und keine Komplimente mehr und statt offenen Gesprächen nur noch stille Verachtung. Am meisten von diesen Aussetzern irritiert sind sie selbst. Es macht sie ratlos. Wie kann man so eine gute Beziehung führen und dann doch immer wieder so heftige Konflikte haben?
Sina und Björn sind auf der Verhaltensebene sehr stark. Sie haben sich beziehungsstärkende Verhaltensweisen antrainiert. Schon bald ist Björn aufgefallen, dass seine Frau Liebesbekundungen braucht. Also hat er sich darin geübt und gemerkt, dass das die Beziehung entspannt und damit auch sein Leben einfacher macht. Und Sina ist eine gute Kommunikatorin. Von Berufs wegen weiß sie, wie man Gespräche führt. Ihr Mann braucht eine gute Zuhörerin – das kann sie ihm bieten. Schließlich hat sie auch etwas davon, wenn Björn nach einem solchen Gespräch besser gelaunt und umgänglich ist.
Diese eingeübten Verhaltensweisen sind grundsätzlich gut und beziehungsfördernd. Das Problem ist nur, dass sie nicht sonderlich robust sind. Sobald der Stress ein bestimmtes Niveau übersteigt, sind sie wie weggeblasen. Björn und Sina fallen dann auf andere Verhaltensmuster zurück und können sich nicht mehr von ihrer guten Seite zeigen. Häufig beginnt es bei Björn, doch sein verändertes Verhalten löst dann sofort auch Stress bei Sina aus, was dazu führt, dass sie ihre antrainierten Fähigkeiten ebenfalls nicht mehr abrufen kann.
Wenn unter Stress beziehungsförderndes Verhalten einfach mal ausgeknipst wird, kommt unsere darunterliegende Gesinnung zum Vorschein. Die Gesinnung ist unsere Grundhaltung und Denkweise. Sie ist schwerer zu verändern als das Verhalten. Wenn aber eine Gesinnungsveränderung gelingt, ist sie krisenresistenter und nachhaltiger als eine Verhaltensänderung. Eine veränderte Gesinnung führt zu einem veränderten Verhalten. Und für Björn und Sina besonders wichtig: Sie bleibt auch unter Stress stabil.
Es lohnt sich also, die eigene Gesinnung etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Während einem längeren Gespräch ist Björn bewusst geworden, dass er seine Liebesbekundungen letztendlich nicht seiner Frau zuliebe macht. Er macht es, damit er eine zufriedene Frau hat. Und das ist doch ein gewaltiger Unterschied. Es geht ihm nicht darum, ihr etwas Gutes zu tun, sondern sich selbst.
Einige Wochen später durchschaut auch Sina ihre Haltung. Sie merkt, dass sie sich beim Zuhören nicht wirklich für ihren Mann interessiert, sondern dass sie sich in erster Linie dafür interessiert, eine gute Zuhörerin zu sein. So, dass sich ihr Mann verstanden fühlt und das Gespräch möglichst schnell vorbei ist.
Als Sina und Björn beginnen, ihre Haltung dem Partner gegenüber zu ändern, ändert sich ihr Verhalten von außen betrachtet kaum. Aber weil das Verhalten nun aus einer anderen Motivation geschieht und auf einem anderen Fundament steht, erleben sie immer weniger dieser Aussetzer. Sie lieben sich nachhaltiger und krisenresistenter.
NEXT LEVEL FÜR MEINE BEZIEHUNG:
Welche Gesinnung ist das Fundament für dein beziehungsförderndes Verhalten?