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Rosinenzopf und die Kunst, den Partner immer wieder neu kennenzulernen

Letztes Wochenende haben wir ein sympathisches Paar kennengelernt. Im Gespräch haben wir herausgefunden, dass wir gemeinsame Bekannte haben, die gerade im Ausland sind. Der Mann sagte, er habe das auf Facebook gesehen. Da schaute ihn seine Frau ganz überrascht an und fragte: „Du hast Facebook?“ Zum Glück mussten nicht nur wir, sondern auch sie selbst über diese komische Situation lachen.

Nachdem das Facebook-Missverständnis geklärt war, fragte sie uns, ob wir eigentlich wüssten, was ein Rosinenzopf sei. Wir konnten es uns vorstellen. Was wir aber nicht wussten, war, dass der Rosinenzopf in manchen Teilen Deutschlands anschei­nend eine große Sache ist.

Dieses Paar erzählte uns dann, dass sie nach 15 Jahren Ehe aus allen Wolken gefallen sei, als sie erfahren hat, dass er Rosinenzopf mag. Bis dahin war sie überzeugt gewesen, dass er keinen Rosinenzopf mag und hatte deshalb ihren Hefezopf immer ohne Rosinen gebacken. All die Jahre hat sie dieses Opfer ihrem Mann zuliebe auf sich genommen. Vergeblich.

Bei diesem Paar war offensichtlich, was bei allen Paaren ein wichtiges Thema ist. Vieles von dem, was wir über unsere Partnerin oder unseren Partner zu wissen glauben, stimmt gar nicht. Es sind Annahmen, veraltete Informationen und unsere eigenen Projektionen, die wir für die Wahrheit über sie oder ihn halten.

Beim Kennenlernen und in der ersten Verliebtheitsphase stellen wir uns ganz viele Fragen. Wir wollen mehr über den anderen erfahren und wissen, wie er oder sie tickt. Leider geht diese Neugier mit der Zeit verloren, weil wir glauben, schon alles zu wissen. Aber das ist ein verhängnisvoller Irrtum.

Weiß dein Gegenüber zum Beispiel, was dich beruflich gerade herausfordert? Welche Freundschaften dir wichtig sind? Wie es um deine Beziehung zu Gott steht? Wo du dich in fünf Jahren siehst? Oder was dich in letzter Zeit traurig gemacht hat?

Unsere Freundschaft wird nur Bestand haben, wenn wir unser Wissen über den anderen immer wieder aktualisieren. Wenn wir nicht einfach etwas annehmen, sondern fragen. Wenn wir neugierig bleiben und unserem Partner zugestehen, dass nicht nur wir uns in den letzten Jahren verändert haben, sondern auch er sich.

Als meine Frau und ich unseren zehnten Hochzeitstag mit ein paar Tagen zu zweit in Rom feierten, stellten wir uns die 36 Fragen, die eigentlich für ein erstes Date konzipiert wurden. Auch wenn es keine ganz unerwarteten Überraschungen gab (wie eine bloß eingebildete Abneigung gegen Rosinen im Zopf), haben sie uns doch geholfen, unser Bild voneinander zu aktualisieren und so unsere Freund­schaft zu vertiefen.

 

NEXT LEVEL FÜR MEINE BEZIEHUNG:

Plane bewusst Zeit ein, um dein Wissen über deine Partnerin oder deinen Partner zu aktualisieren.

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