Heute möchte ich dir den Laubenvogel vorstellen: Wenn sich das Männchen auf die Suche nach einer Partnerin macht, betreibt es dafür einen nicht unerheblichen Aufwand. Der Laubenvogel performt, tanzt und betätigt sich sogar als Architekt, indem er seiner Auserwählten aus Zweigen eine Art Gartenlaube baut und diese mit allerlei Fundstücken dekoriert. Der Seidenlaubenvogel zum Beispiel sammelt und klaut alles zusammen, was blau ist – vom Steinchen bis zum Trinkröhrchen.
Das Weibchen orientiert sich bei der Partnerwahl an Merkmalen wie Gesang und auffälligem Schmuckgefieder – alles in der Absicht, den besten Vater für die künftigen Kinder zu finden.
Nach diesem vermeintlichen Happy End passiert dann etwas ganz Spannendes: Das glückliche Paar zieht nicht etwa in das vom Männchen wunderschön gebaute Nest. Nein, das Weibchen beginnt nach seinen Vorstellungen ein neues Nest zu bauen. Nur dort hinein wird es die Eier legen, sie ausbrüten und die Jungen aufziehen.
Mein Mann und ich sind seit 22 Jahren Eltern und mein Mann ist ein wunderbarer, engagierter Vater. Trotzdem ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich vermeintlich besser weiß, wie man in einer bestimmten Situation mit dem Kind umgehen oder ein Problem lösen soll. Oder dass ich Eigenschaften, die mich an ihm faszinierten (und die ich immer noch liebe), nicht zum Zug kommen lasse. Verrückt, oder?
Offensichtlich verändert sich etwas, wenn ein Paar Kinder bekommt. Ich bin nicht die Einzige, die sich so verhält. Viele Eltern kennen das – und es sind nicht immer die Mütter, die es besser wissen oder den Partner nicht zum Zug kommen lassen. Die große Frage ist also: Wie können Eltern in der Erziehung miteinander und auf Augenhöhe unterwegs sein?* Nicht nur generell, sondern gerade dann, wenn es darum geht, Lösungen und Kompromisse für konkrete Situationen zu finden?
Mir hilft es, drei Dinge zu beachten (die mein Mann natürlich auch beachtet):
Unsere Jüngste kommt nicht immer pünktlich nach Hause. Das ärgert mich, mein Mann nimmt es gelassener. Diskussionen sind mit beiden vorprogrammiert. Zum Glück lassen sich mit den oben genannten Punkten Gespräche wertschätzend und auf Augenhöhe führen und Lösungen bzw. Kompromisse finden.
Kompromisse fühlen sich in der Regel nicht perfekt an. Jeder gewinnt etwas, jeder verliert etwas. Aber es fühlt sich keiner der Partner übergangen, wir können dem Kind gegenüber geschlossen auftreten und es profitiert von den vielen positiven Eigenschaften beider Elternteile.
Was ist dir in der Erziehung so wichtig, dass du nicht bereit bist, Kompromisse einzugehen?
Welche Eigenschaften deines Partners/deiner Partnerin kommen in eurer Familie zu kurz? Wie könnt ihr sie zur Geltung bringen?
*Auch dann wenn Eltern nicht mehr als Paar erziehen.