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Machen wir uns nichts vor: Selbstlose Liebe unter Menschen ist im Wesentlichen eine Illusion. Viele Menschen sind so mit sich selbst beschäftigt, dass sie sich nur dann wirklich für die Wünsche ihres Partners interessieren, wenn es ihnen selbst etwas bringt.

Isabell fährt mit Max in den Strandurlaub, obwohl sie eigentlich lieber in die Berge fahren würde. Auf den ersten Blick scheint es, als würde sie es ihm zuliebe tun. Aber ist das wirklich so? Oder tut sie es nicht vielmehr für sich selbst? Weil sie dann vielleicht eine Gegenleistung von ihm erwarten kann. Oder weil sie so ihr Selbstbild als Frau, die sich für andere aufopfert, aufrechterhalten kann. Oder weil sie sich dann überlegen fühlt, weil sie nachgegeben hat. Oder weil sie so einem Konflikt aus dem Weg geht. Oder weil sie verhindern will, dass Oliver in den Bergen mürrisch hinter ihr hertrottet.

Unsere Entscheidungen werden davon getrieben, was wir damit Gutes für uns selbst herausholen oder welche negativen Folgen wir damit vermeiden können. Das ist ein etwas ernüchterndes Menschenbild, das in dieser Zuspitzung natürlich auch nicht die ganze Wahrheit ist: Nicht alle Menschen sind immer so selbstbezogen.

Tatsache ist aber, dass es für viele ein böses Erwachen in ihrer Beziehung gibt, wenn sie realisieren, dass es der Partnerin oder dem Partner in erster Linie gar nicht um sie geht, sondern um sich selbst. Gerade in der Anfangsphase einer Beziehung fühlen wir uns oft auf Händen getragen und bedingungslos geliebt von der vermeintlich so selbstlosen Partnerin. Das ist eine Blase, die irgendwann platzen muss. Bei manchen geschieht dies durch ein einziges Schlüsselerlebnis, bei anderen ist es ein schleichender Prozess.

Interessanterweise erleben die meisten Menschen diese Enttäuschung in Bezug auf ihren Partner, aber nur sehr wenige in Bezug auf sich selbst. Viele bleiben ihr Leben lang in genau derselben Täuschung über sich selbst verhaftet. Bei unserem Partner wird uns schmerzlich bewusst, dass er sich vor allem um sich selbst dreht. Dass wir selbst genau gleich sind, dafür bleiben wir meist blind.

Glücklicherweise sind wir nicht wehrlos in unserem Kreisen um uns selbst gefangen. Gerade in unserer Partnerschaft haben wir immer wieder die Möglichkeit, uns in bedingungsloser und selbstloser Liebe zu üben. So wie Gott uns Menschen liebt, ohne dass er einen Gewinn davon hat, können auch wir versuchen, unseren Partner zu lieben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten.

Natürlich werden unsere Motive immer gemischt bleiben – und das ist auch nicht tragisch. Ich gehe beispielsweise auf einen Wunsch meiner Frau ein, weil ich ihr wirklich von Herzen etwas Gutes tun möchte. Und natürlich auch ein bisschen, weil ich mich als guter Ehemann fühlen möchte.

Unsere Partnerschaft ist ein ideales Übungsfeld, um selbstloser zu lieben. Jeden Tag gibt es Gelegenheiten, in denen wir uns entscheiden können, uns für einen Moment ganz auf den anderen zu konzentrieren und unsere eigenen Motive zur Seite zu stellen.

Und solange wir in einer im Großen und Ganzen gleichwertigen und ausgeglichenen Beziehung leben, können wir die Enttäuschung über die Ich-Bezogenheit des anderen immer wieder zum Anlass nehmen, uns zu fragen, wie es denn um unsere selbstlose Liebe bestellt ist.

 

Next Level für deine Beziehung
Beobachte dich selbst bei deinen Entscheidungen. Wie steht es um deine selbstlose Liebe? Vielleicht hilft es dir dabei, über folgenden Vers aus den Psalmen zu meditieren: Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne, wie ich’s meine.

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