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Kinder sind «Wurzelflügelwesen». Der Kinderarzt und Wissenschaftler Herbert Renz-Polster fordert Eltern dazu auf, Kinder als solche Wesen wahrzunehmen und sie auch so zu behandeln. Wurzeln und Flügel für Sicherheit und Exploration – bekannte Bilder. Nicht sehr originell, denke ich beim Lesen des Interviews mit dem besagten Experten, einer der profiliertesten Stimmen in deutschen Erziehungsdebatten. Trotz ausgetrampelter Bildsprachpfaden, bleibe ich interessiert hängen. Seine Gegenwartsbeobachtungen sind sehr präzise und schlüssig. Was Eltern heute besser machten als frühere Generationen: Mit dem Kind in Verbindung stehen, seine Bedürfnisse erkennen, darauf eingehen, es emotional gut versorgen und dabei selbst authentisch sein. Das ist doch schon mal eine Errungenschaft, denke ich mir. Dafür, dass wir autoritäre Erziehung, Kälte, Distanz und emotionale Unzulänglichkeit hinter uns gelassen haben, dürften wir uns gegenseitig auf die Schultern klopfen. Sichere Bindung, Nähe und Zugehörigkeit – Check! Wurzelbildung haben wir jetzt drauf. Die Krux: Beim Fokus auf das warme, sichere Erdreich, haben wir das Flügeltraining vernachlässigt. Man kann halt auch nicht alles, Herr Renz-Polster, will ich instinktiv rufen. Trotzdem freunde ich mich mit der Idee an, bei Bewusstwerden von Einseitigkeit, der schwächeren Seite wieder mehr Aufmerksamkeit zu widmen.
Konkret sah das so aus: Meine 13-Jährige Tochter stieg nach einem langen Schultag vor dem Gymnasium mit ein paar Mitschülerinnen und Mitschülern in den falschen Bus. Sie wurden nicht zum Bahnhof transportiert, sondern ohne Halt bis in ein umliegendes Dorf. 25 Minuten in die komplett falsche Richtung. Sie schrieb mir während der Busfahrt eine Nachricht. Wie doof das alles! Wie müde sie sei. Wie spät das jetzt werde. Wie sie jetzt die Klavierstunde verpassen werde. Und am wichtigsten: Wie sicher alle anderen jetzt von ihren Eltern mit dem Auto abgeholt würden. Mit ihrem letzten Punkt lag sie höchstwahrscheinlich richtig. Ich schrieb, dies sei die perfekte Gelegenheit für sie, ihre ÖV-Skills unter Beweis zu stellen. Sie schaffe das ganz bestimmt. Wir sähen uns zum Nachtessen. Sie fand meine Nachricht gar nicht witzig. (Vielleicht hätte ich auf den Zwinkersmiley verzichten sollen.) Mit eineinhalb Stunden Verspätung zu Hause angekommen, warf sie mir vor, ich würde es mit meiner Konsequenz und Strenge übertreiben. Ich hätte sie in einer Notlage einfach im Stich gelassen.
Es folgte ein klärendes Gespräch. Bei der Notlage hängte ich ein. War sie tatsächlich in Gefahr oder einfach nur in eine unangenehme Situation geraten? Wie konnte die Sache angegangen werden und entspricht dieser Handlungsspielraum den Problemlösefähigkeiten einer 13-Jährigen? Macht es nicht ein bisschen stolz, dass dieses Abenteuer autonom bestritten wurde? Langsam waren wir wieder einer Meinung. Eine kurze Predigt konnte ich mir nicht verkneifen.Genau das nenne man übrigens Selbstwirksamkeit. Man wachse an eigenen Erfahrungen und an den Herausforderungen, die man meistert.
Ich will mich nicht über Elterntaxis echauffieren. Sie stehen hier lediglich symbolisch für elterliches Überinvolviertsein und Kontrollbedürfnis. Es verhindert, dass Kinder überhaupt mal die Flügel ausspannen und ausprobieren können, ob sie tragen. Herbert Renz-Polsters Bild der Wurzelflügelwesen hilft an diesem Punkt trotz Abgedroschenheit weiter. Wurzeln sollten keine Endstation, sondern Sprungbrett sein. Ich wünsche mir, dass mein Kind aus unserer Verbindung heraus das Eigene versucht. Ich will nicht nur Wurzelgebende, sondern auch Ermöglicherin sein. Man kann Kinder nicht stark machen. Sie müssen selbst stark werden.
Unterziehe dich einer Wurzel-Flügel-Analyse. Wie stark oder schwach bist du in diesen unterschiedlichen, elterlichen Aufgaben?
Flügelraum entsteht nicht einfach so. Was kannst du tun, damit er geschaffen wird?
Auf die aktuelle Entwicklungsstufe deines Kindes geblickt: Was könnten 1-2 konkrete Gelegenheiten für die Erfahrung von Selbstwirksamkeit sein?
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