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Um 1900 galten Dampfmaschinen als Symbol des Fortschritts – ähnlich wie heute das Internet. Obwohl man wusste, dass es einst eine Welt ohne sie gab, machte ihr Siegeszug ein Leben ohne Dampfmaschinen fast undenkbar. Sie beflügelten den Glauben, dass alles möglich sei und es keine Grenzen des technologischen Fortschritts gäbe.
Kein Wunder also, dass Sigmund Freud in dieser Zeit die Metapher einer Dampfmaschine nutzte, um die menschliche Psyche zu beschreiben. In einer Dampfmaschine wird die Energie von erhitztem, unter Druck stehendem Dampf für mechanische Prozesse genutzt. Wenn der Druck nicht reguliert oder kontrolliert abgelassen wird, kann die Maschine explodieren. Freud zog die Parallele zur menschlichen Psyche, indem er die Theorie aufstellte, dass auch wir Dampf ablassen müssen, um nicht irgendwann zu explodieren. So sagte er beispielsweise: „Nicht ausgedrückte Gefühle werden nie sterben. Sie werden lebendig begraben und kommen später auf hässlichere Weise wieder zum Vorschein.“
Die Dampfmaschinen sind längst aus unserem Alltag verschwunden, aber Freuds Metapher ist geblieben. Seine These, dass Gefühle nur ausgedrückt oder unterdrückt werden können, ist mittlerweile zum Mainstream geworden. Inzwischen weiß jeder, dass man seine Gefühle nicht unterdrücken, sondern ausdrücken soll – sonst explodiert man innerlich und wird krank. Es ist ja auch ein bestechend klares und einfaches Denkmodell. Leider ist es in dieser Zuspitzung aber falsch.
In den letzten hundert Jahren ist es nicht gelungen, überzeugende empirische Belege für das „Dampfmaschinen-Modell“ der menschlichen Psyche zu finden. Unsere Erfahrung zeigt zudem, dass es zum Erwachsensein gehört, Gefühle eben nicht immer direkt auszudrücken. Unseren Vorgesetzten nicht anzubrüllen, auch wenn es uns danach ist. Unser schreiendes Kind nicht im Wald auszusetzen, auch wenn wir uns danach fühlen.
Gerade bei Paaren, die sich für Beziehungspflege, Persönlichkeitsentwicklung und ähnliche Themen interessieren (also bei denen, die einen Blog wie diesen lesen), glaube ich immer häufiger das zu beobachten, was der Psychotherapeut Terry Real ungezügelter Selbstausdruck („unbridled self-expression“) nennt. Damit ist gemeint, dass sie manchmal ihre Gedanken, Gefühle und Bedürfnisse ausdrücken, ohne die Auswirkungen auf den anderen zu bedenken. Sie sprechen Situationen an, die bei ihnen unangenehme Gefühle ausgelöst haben. Aber nicht, um die Beziehung zu klären, sondern um sich damit selbst zu entlasten.
Laura ist enttäuscht, weil Patrick sie nicht gefragt hat, wie ihr Treffen mit einer Freundin war. Sie kann nun ihrem Gefühl folgen und Patrick sagen, dass sie enttäuscht ist, dass er sich nicht für ihr Treffen zu interessieren scheint. Dabei wird ihr vielleicht bewusst, dass Patrick auch schon letzte Woche in einer ähnlichen Situation nicht nachgefragt hat. Je nach Temperament lässt sie sich sogar zum Vorwurf hinreißen, dass er nie nachfragt. Was zeigt, dass er ein Egoist ist, der sich vor allem für sich selbst interessiert. Jetzt ist es raus. Laura ist entlastet. Sie hat sich ausgekotzt. Nun ist es Patricks Problem, was er damit macht.
Neben dem Unterdrücken und dem Ausdrücken von Gefühlen gibt es aber anders als bei der Dampfmaschine auch noch die Möglichkeit, Gefühle einfach wahrzunehmen. Dabei werden die eigenen Gefühle zwar ernst genommen, aber nicht als unmittelbarer Handlungsimpuls verstanden. Laura nimmt ihre Enttäuschung wahr. Sie fragt sich, woher diese Gefühle kommen. Wie viel hat es wirklich mit Patrick zu tun und wie viel damit, dass sie sich heute schon bei der Arbeit nicht gesehen fühlte? Sie bespricht die Situation in einem kurzen Gebet mit Gott. Sie wendet die GI (Großzügigste Interpretation) an. Und bevor sie das Thema anspricht, überprüft sie ihre Motive: Geht es ihr darum, ein Hindernis zwischen ihr und Patrick zu beseitigen oder will sie es nur ansprechen, um es loszuwerden und ihm die Schuld zuzuweisen? Während Ersteres zu mehr Nähe führt, ist Letzteres ein Beispiel von ungezügeltem Selbstausdruck und schadet der Beziehung.
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