In der vierten Klasse hielt ich einen Vortrag über den Planeten Jupiter. Die Vorbereitungen darauf sind mir in lebhafter Erinnerung geblieben. Mein Lehrer hat uns damals nämlich gezeigt, wie man das Internet mit einer ganz neuen Suchmaschine namens Google durchsuchen kann. Es war faszinierend.
Um den Jupiter googeln zu können, musste man natürlich mit dem Internet verbunden sein. Auch wenn das heute nur schwer nachvollziehbar ist: Das war gar nicht so einfach. Man musste sich dafür nicht nur den Platz vor dem einzigen Familiencomputer erkämpfen, sondern auch noch schauen, dass niemand gleichzeitig telefonieren möchte. Das Verbindungsgeräusch des Modems ist wahrscheinlich jetzt noch bei vielen Millennials die Titelmelodie ihrer wiederkehrenden Albträume. Und dann folgte der Bescheid, der nicht selten lautete: „Verbindungsanfrage abgelehnt“.
Auch in unserer Partnerschaft heißt es manchmal „Verbindungsanfrage abgelehnt“. In einer Beziehung senden wir uns gegenseitig täglich dutzende Verbindungsanfragen. Es sind Bemerkungen, Bitten und Gesten, die ein Beziehungsangebot enthalten. Wenn sie beim Scrollen auf dem Smartphone „oh, das ist spannend“ sagt, ist das genauso eine Verbindungsanfrage, wie wenn er fragt, wie sie die Karte findet, die er seiner Schwester zum Geburtstag geschrieben hat. Beide bitten ihr Gegenüber um Aufmerksamkeit und wollen eine Verbindung herstellen.
Leider verpassen wir es oft, diese Verbindungsanfragen positiv zu beantworten. Manchmal liegt es daran, dass wir sie gar nicht als solche erkennen. Wenn Frau Huber beim Abendessen seufzt, ist das eine versteckte Verbindungsanfrage. Deshalb verpasst Herr Huber es, sie zu fragen, was sie beschäftigt. Er ignoriert die Verbindungsanfrage.
Manchmal haben wir aber auch nicht die nötige Kapazität, um positiv auf unser Gegenüber einzugehen. Und oft scheint uns die Bitte auch einfach nicht so wichtig. Dabei wäre es so wichtig, sich dem anderen zuzuwenden und seine Verbindungsanfragen positiv zu beantworten. In einer Studie wurde das Verhalten von 130 Frischverheirateten genau beobachtet und protokolliert. Die Paare, die sechs Jahre später nicht mehr verheiratet waren, sind nur auf 33 Prozent der Verbindungsanfragen eingegangen. Das steht im krassen Gegensatz zu den Paaren, die verheiratet geblieben sind: Sie sind auf 86 Prozent der Verbindungsanfragen eingegangen. Das ist ein enormer Unterschied, wie er in dieser Deutlichkeit höchst selten vorkommt in wissenschaftlichen Untersuchungen.
„Die Kinder waren heute so anstrengend, ich bin müde.“ – „Hast du diesen Vogel gesehen?“ Wenn wir Sätze wie diese als Verbindungsanfragen erkennen und darauf eingehen, nachfragen oder unsere Hilfe anbieten, wird das einen spürbaren Unterschied in unserer Partnerschaft machen.
NEXT LEVEL FÜR MEINE BEZIEHUNG:
Versuche einen Tag lang, möglichst viele der Verbindungsanfragen deines Gegenübers zu erkennen.