Ist dein Kind grad ein bisschen herausgefordert und herausfordernd? Eine neue Entwicklungsphase, der Kindergarten- oder Schulstart, Familienzuwachs, die Klassenquarantäne gleich nach dem ersten Spucktest – alles kommt vor. Und es hat Auswirkungen auf unsere Kinder und uns.
Dicht, dichter, am dichtesten. So fühlt sich mein Leben nach der Sommerpause an. Wenn ich mir jetzt nicht ab und zu die Zeit zum Durchatmen nehme, beginnt in meinem Kopf ein Gedankenkarussell zu drehen, bei dem schnell mal diffuse Ängste mitreiten. „Schaffe ich das?“ oder „Kommt das gut?“ Was „das“ ist, kann ich dann meist nicht einmal sagen… Nun, das Leben ist kein Sonntagsspaziergang. Und wir haben als Eltern nicht alles im Griff. Aber die Frage bleibt: Kommt es gut mit meinen Kindern?
Eltern können dafür eine Basis legen, indem sie Beziehung und Nähe schaffen. Diese Nähe in der Eltern-Kind-Beziehung entscheidet darüber, ob ein Kind sich mitteilt und mit uns in Beziehung bleibt oder schweigt und sich innerlich von uns entfernt. Diese Nähe ist erstens kein Zufallsprodukt; Eltern können sie beeinflussen. Zweitens schafft sie die Voraussetzung, dass Kindersorgen gemeinsam gelöst werden können und es gut kommen kann.
Wie gesagt, bei uns zu Hause geht es grad ein bisschen hoch zu und her. Vor vier Wochen hat das neue Schuljahr begonnen, und es ist wie immer um diese Jahreszeit – unser Schulkind ist gefordert. Dieses Jahr hat sie auch noch einen Klassenwechsel zu bewältigen, der aufgrund kantonaler Vorgaben zur Klassengröße zustande kam. Mit dem Wechsel von zwei Kindern in die andere Klasse können acht Lektionen eingespart werden. Leider musste sie ihre Freundinnen in der alten Klasse zurücklassen. Aufgestaute Gefühle, Tränen oder Wut finden aktuell täglich den Weg nach Hause. Sie fühlt sich von allen unverstanden und nicht gehört. Das ist für die ganze Familie sehr anstrengend. Müsste ich mich und mein Verhalten beschreiben, würde der Satz „Mama hat und gibt sich Mühe“ ganz gut passen. Meine Reaktionen fallen nicht immer gleich und vor allem nicht immer gut aus – ich habe Mitleid (ach, du Arme), Verharmlosung (mach dir keine Sorgen, das kommt gut) und Einfühlungsvermögen (du hast jedes Recht, enttäuscht zu sein, ich würde mich auch so fühlen) im Repertoire.
Wenn ein Kind wütend, traurig oder verunsichert ist, braucht es seine Eltern sehr dringend. Was es aber nicht braucht, sind Mitleid und Verharmlosung. Mitleid führt dazu, dass ein Kind sich selbst mit der Zeit als Opfer sieht. Verharmlosung dagegen vergrößert die Verletzung und den Schmerz. Das Kind lernt, dass es, wenn es uns gegenüber offen seine Gefühle äußert, sich kein bisschen besser fühlt, sondern schlechter.
Also arbeite ich daran, mit Einfühlungsvermögen zu reagieren. Ich übe mit konkreten Sätzen, damit ich dann in dem Moment, in dem mir manchmal die Worte fehlen, reagieren kann. Es sind Sätze wie:
Wenn wir mit Empathie reagieren, fühlt sich unser Kind verstanden und mit uns verbunden, was bedeutet, dass es sich meist sofort besser fühlt. Allein das Wissen, dass die Eltern es verstehen, erlaubt es ihm, sich sicher zu fühlen und vorwärts zu schauen.
In der Praxis dauert das vielleicht eine gewisse Zeit. Unser Schulkind hat nicht sofort und positiv reagiert. Aber in den letzten Tagen ist ihr anzumerken, dass sie sich verstanden fühlt. Sie sucht unsere Nähe und findet Worte, um ihre Sorgen mit uns zu teilen.
Was sonst noch hilft? Humor, Lieblingsessen kochen, die Katze streicheln, kuscheln, zusammen einen Film schauen und Pizza essen… – kurz alles, was der Seele guttut und auch ein bisschen Tempo aus dem Alltag nimmt. Und sich auf die nächsten Ferien freuen hilft auch.
Die kleinen Dinge im Alltag schaffen die Basis dafür, dass unsere Kinder sich sicher und geliebt fühlen. Wie schaffst du Nähe?
In welchen Situationen ist dein Einfühlungsvermögen gefragt?
Gibt es vielleicht einen Bibelvers, mit dem du dein Kind in seiner konkreten Herausforderung regelmässig segnen kannst?